Es ist so weit. Anne steht mit ihrem Geliebten vor dem Hochzeitsaltar. Ihre Augen glänzen und ihr liebliches Lächeln strahlt. Er, ihr Geliebter schaut ihr tief in die Augen, während der Pastor ihm die Frage seines Lebens stellt: „Nimmst du deine Braut Anne als deine Ehefrau und versprichst du, ihr die Treue zu halten, in Freude und Schmerz, in Gesundheit und Krankheit und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis an dein Lebensende?“ Und seine Antwort kommt sehr überzeugend: “Ja, ich will!“ Was für ein harmonischer Tag.
Was Anne und ihr Ehemann nicht wissen, ist, dass schon bald auch in ihrer Beziehung Krisen aufkommen werden! Oft bricht bei jungen Paaren eine Welt zusammen, wenn sie eine Krise in ihrer Beziehung erleben. Der Irrglaube ist, dass man denkt, die Beziehung sei „vorüber“ oder „zum Scheitern“ verurteilt. Aber nichts ist weiter fern der Wahrheit! Denn nicht die Krise ist das „große Übel“, sondern mehr die Umgangsweise mit dergleichen.
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Krisen sind auch für eine glückliche Beziehung hilfreich, weil sie einen „läuternden Aspekt“ beinhalten. Sie weisen uns darauf hin, dass wir in irgendeiner Hinsicht, „steckengeblieben“ sind. Sie fordern uns auf, das „Vernachlässigte“ wieder zu entdecken.
Die Ehe ist ein „lebendiger Organismus“. Eine geniale Kreation. Keine andere Beziehungsform kann sich mit der Ehe messen. Sie beinhaltet das größte Wachstum und Entwicklungspotenzial für eine Persönlichkeit. Die Ehe daraufhin ausgelegt, zu wachsen und sich zu entfalten. Wenn wir uns aber dem Wachstum verschließen, wenn wir versäumen unsere Beziehung zu pflegen steht die Krise vor unserer Lebenstür und klopft an.
Leider passiert es oft, dass die Krise als nur destruktiv angesehen wird. Anstelle, diese als Impuls für eine Neuorientierung im „positiven Sinne“ zu sehen und sich auf das Wachstum einzulassen, versperren wir uns oft dagegen, ziehen uns „beleidigt“ zurück und „verharren stur“ in der eigenen Unreife. Kurze Zeit später folgt dann die logische Konsequenz: „Eine größere und heftigere Ehekrise!“
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Wenn wir aber gemeinsam erkennen, dass die Krise dazu dient uns zu läutern, dann besinnen wir uns wieder auf das Wesentliche. Wir sind bereit unsere eigenen „manipulativen Waffen“ abzulegen, unsere Versäumnisse und Verfehlungen, welche wir einander angetan haben, zu bekennen, und uns auf einen besseren Weg zu begeben.
„Ganzheitlichen“ Wachstum ist von großer Bedeutung. Wenn Anne und ihr Ehemann dies erkennen, werden sie die Krisen überwinden!
Und das Beste daran ist, dass Paare, die aus dieser „Trübsalprüfung“ kommen, eine tiefere Liebe und Verbundenheit füreinander entwickeln, als jene Paare, die jeder Krise aus dem Weg gehen, sich blind stellen, oder gleich „das weite Suchen“.
Die Worte: „Versprichst du die Treue zu halten, deinen Partner zu lieben, zu achten und zu ehren…“ bekommen erst durch die „Krisenzeiten“ eine „tiefere“ Bedeutung.
(c) by Daniel Pazanin, Doktor der Beratungspsychologie in klinischer Psychologie (Ph.D., De La Salle University), |